Montag, 8. März 2010

[Film] The Men Who Stare At Goats

Was passiert, wenn der amerikanische Militärapparat vom anarchischen Freigeist der Blumenkinder infiltriert wird? Man bekommt eine verspielt absurde Männerkomödie geliefert, die vage auf realen Begebenheiten basiert.

Bereits mit der ersten Szene wird deutlich, dass dies kein Film ist, bei dem sich kluge und vernünftige Leute in unangenehmen Situationen wiederfinden, die den Zuschauer aus Schadenfreude und einer Portion Fremdschämen zum Lachen bringen sollen. Es ist ein Film in dem Männer mit vollem Tempo in eine Wand rennen, weil sie sich einreden wie ein Geist hindurchgleiten zu können. Es ist ein Film in dem die Worte "Jedikrieger" mit einer Ernsthaftigkeit ausgesprochen werden, die selbst in einem George Lucas-Film zum Kichern angeregt hätte. Der etwas einfältige und frisch verlassene Bob Wilton (Ewan McGregor) fliegt in den Irak um dort die große Story an Land zu ziehen und damit seine Ex-Frau zurückzugewinnen. Dabei gerät er an Lyn Cassady (George Clooney) und wird in eine haarsträubende Geschichte gezogen über das US-Militär und seine etwas unkonventionelleren Methoden der Soldatenausbildung.

Mäner Die Auf Ziegen Starren ist ein Film in dem George Clooney den überdrehten, grenzdebilen Charme aus seinen Rollen in den Coen-Filmen mitbringt und sonnengebräunt und mit einem großartigen Schnauzer bewaffnet auf das Publikum loslässt. Gemeinsam mit einem Ewan McGregor, der sichtlich Spaß daran hat, sein sonst so smartes Image mit einem etwas dümmlichen und verängstigten Kleinstadtreporter auszuhebeln, stolpern die beiden in eine ulkige kleine Geschichte in Mitten des Irak-krieges. Die zu erwartenden Seitenhiebe auf die damalige Regierung bleiben nicht aus. Wobei die schallendste Ohrfeige in einer kleinen Szene stattfindet, in der sich Lyn Cassady beim Iraker Mahmud (ein Name, den sich niemand im Film richtig merken kann), für den gesamten Krieg und die Handlungen der amerikanischen Armee entschuldigt. Eine kleine Geste die so absurd wie ehrlich ist und damit die Banalität des ganzen Rummels entblößt.

Aber Männer Die Auf Ziegen Starren ist keine wütende Kritik an der ehemaligen US-Regierung, oder eine bitterböse Satire auf das amerikanische Militär. Es ist vielmehr eine kleine Männerkomödie, die zum Schmunzeln anregt und manchmal auch laute Lacher herauszukitzeln weiß, ohne dabei sein Publikum für dumm zu verkaufen. Die Figuren im Film mögen nicht die hellsten sein, aber die Dialoge, die Geschichte und auch die Schauspieler sind sich sehr darüber im Klaren wie und wo man die kleinen Spitzen, ironischen Versprecher und cleveren Anspielungen platziert, um über die gesamte Laufzeit zu unterhalten.

[Film] Sherlock Holmes

Der legendäre Kurzgeschichtendetektiv kehrt zurück. Eine unkonventionelle Interpretation in einem gut gemachten Unterhaltungsfilm, dem aber doch ein wenig die Substanz zu fehlen scheint.

Mit Sherlock Holmes erschuf Sir Arthur Conan Doyle eine der bekanntesten und langlebigsten Detektivfiguren der Literaturgeschichte. Auch wenn heutzutage die Ikonographie von Sherlock Holmes bekannter ist als seine Geschichten, besitzt Holmes weiterhin eine Faszination und Anziehungskraft, wie kaum eine andere literarische Figur aus dem 19.Jahrhundert. Mit Sherlock Holmes entstand der Archetyp des Privatdetektivs, der durch scharfe Beobachtungsgabe und logisches Denken die genauesten und brillantesten Rückschlüsse zu ziehen in der Lage ist.

Außerdem ist er für die Verhltnisse seiner Zeit dreckig, rüpelhaft und kampflustig. Ein Punkt der in den filmischen Überlieferungen oft unterschlagen wurde und mit Guy Ritchies neustem Film womöglich einen Tick zu sehr auf die Spitze getrieben wird, aber dennoch hilft der Figur etwas neues und frisches zu verleihen.

Robert Downey Jr und Jude Law spielen Holmes und Watson, als ein Paar "dicker Kumpels", die praktisch verheiratet sein könnten. Weshalb es um so dramatischer ist, als Watson androht tatsächlich zu heiraten und diese Männerpaarung zu zerbrechen droht. Die Geschichte um einen vermeintlichen Satanisten und seiner angeblichen Rückkehr nach seiner Exekution am Galgen gallopiert den Film entlang und am Ende ist man dann doch etwas enttäuscht, dass die Auflösung des Film wirklich nur die Auflösung des Verbrechens ist. Weder die Männerfreundschaft zwischen Holmes und Watson, noch die mysteriös wirkenden Frauen des Films werden in den Mittelpunkt des Films gerückt. Es bleibt ein Showdown zwischen Holmes und dem verbrecherischen Gegenspieler; aber selbst dort wird der Konflikt zwischen Rationalität und Aberglauben nicht nochmal inszeniert. Es endet einem Handgemenge und einer ironischen Bestrafung für den Bösewicht.

Aber genaugenommen braucht es sowas auch nicht. Die Sherlock Holmes Texte waren Abenteuergeschichten, die auf Nervenkitzel ausgelegt waren und nicht auf anspruchsvolle Abhandlungen quasi-philosophischer Ideen. Es ging um den brillanten Privatdetektiv und die diabolischen Pläne seiner Gegenspieler, die nur ein genialer Geist wie Holmes aufzudecken in der Lage ist und dabei in die ungewöhnlichsten und aufregendsten Situationen rutscht. Diesem Sherlock Holmes ist der Film voll und ganz treu. Die sichtliche Spiellust zwischen Jude Law und Robert Downey Jr weiß zu unterhalten, auch wenn gegen Ende der Film einen Tick zu konventionell wird. Der Film ist ein unterhaltsamer Zeitvertreib und gerade als wirklicher Holmes-kenner wird man dieser unüblichen Interpretation viel abgewinnen können.